Karpaltunnelsyndrom – Heilpraxis

2022-09-09 12:44:38 By : Ms. Coco Li

Schmerzen und Missempfindungen an der Handfläche, die mitunter weit den Arm hinauf ausstrahlen, sind häufig auf ein Karpaltunnelsyndrom zurückzuführen. Ein Beschwerdebild, das heutzutage in unserem Kulturkreis relativ weit verbreitet ist. Verursacht werden die Symptome durch eine Kompression des Medianusnervs, der im Bereich der Handwurzel den sogenannten Karpaltunnel durchläuft. Hier kann angesichts der ohnehin beengten Srukturen leicht der Nerv eingeklemmt werden, wenn das umliegende Gewebe anschwillt. Hilfe bieten vor allem Schonung und manuelle Therapien, aber auch eine Operation ist unter Umständen in Betracht zu ziehen.

Das Karpaltunnelsyndrom beschreibt eine Kompression des Nervus medianus, der von dem Bereich des 6. Halswirbels bis zum ersten Brustwirbel ausgeht und entlang der Innenseite des Ober- und Unterarms bis in die Finger reicht. Auf Höhe der Handwurzel beziehungsweise der Innenseite des Handgelenks passiert der Nerv den Karpaltunnel, welcher von den Handwurzelknochen und dem Karpalband umschlossen wird. Infolge der beengten Strukturen kann hier leicht eine Kompression des Medianusnervs auftreten, welche zu dem Beschwerdebild des Karpaltunnelsnydroms führt.

Der Nervus medianus versorgt die Handinnenfläche und an der Rückseite der Hand die Fingerkuppen (bis zum ersten Gelenk) vom Daumen bis zum Ringfinger. Motorisch innerviert er zudem die Beugemuskeln des Unterarms. Er ist äußerst wichtig, da er mit für die Greiffunktion des Daumens und Zeigefingers sorgt. Entsprechend seinem Verlauf und seiner Versorgung sind auch die Beschwerden: Die Betroffenen klagen über Missempfindungen und Schmerzen in den Fingern und an der Innenseite der Hand, die bis in Oberarm, Schulter und Nacken ausstrahlen können. Besonders Frauen vor oder in der Menopause sind vermehrt betroffen.

Die Symptome zeigen sich zunächst meist nach stärkerer Belastung der Hände beziehungsweise des Handgelenks und beginnen mit einem Taubheitsgeühl oder Kribbeln im Versorgungsbereich des Medianusnervs. Auch Schmerzen in Form der sogenannten Brachialgia paraesthetica nocturna (Schmerzen während der Nacht und in den frühen Morgenstunden) bilden ein typisches Symptom im Fühstadium. Ebenso ist mitunter eine hohe Druckempfindlichkeit festzustellen. Im weiteren Verlauf des Karpaltunnelsyndroms zeigen sich oftmals Beeinträchtigungen der Muskulatur, die durch den Nervus medianus verorgt wird. Insbesondere am Morgen fühlen sich Daumen, Zeige- und Mittelfinger steif an, die Greifkraft fehlt, der Tastsinn ist eingeschränkt und ein ausgeprägtes Taubheitsgefühl macht sich bemerkbar. Ein Abbau der Muskulatur (Atrophie) setzt ein und vor allem der Daummenballen beginnt deutlich sichtbar zu schrumpfen.

Der Medianusnerv kann auf seinem Weg nach dem Austritt aus der Halswirbelsäule an mehreren Stellen abgedrückt und gereizt werden: Durch Muskeln seitlich am Hals, zwischen erster Rippe und Schlüsselbein, unter dem kleinen Brustmuskel, in einem Muskel des Unterarms und im Kanal am Handgelenk (Karpaltunnel), in dem ebenfalls die den Sehnen der Fingerbeuger verlaufen. Häufigste Ursache einer Nervenkompression ist an allen Stellen eine Fehl- beziehungsweie Überlastung.

So wird das Karpaltunnelsyndrom in den meisten Fällen durch stark belastende Tätigeiten mit den Händen (beispielsweise bei Handwerkern) oder längere Fehlhaltungen (z. B. bei ausgiebigen Radtouren) ausgelöst. Die hiermit verbundenen Schwellungen des Gewebes in dem ohnehin engen Karpaltunnel führen zu einem Druck auf den Nervus medianus, was ein Absterben der Nervenzellen zur Folge hat. Als Risikofaktoren für das Karpaltunnelsyndrom gelten neben anatomischen Beeinträchtigungen, wie beispielsweise vorausgegangenen Knochenbrüchen (Handwurzelknochen, Speiche), einer Arthrose im Handgelenk oder Sehnenscheidenentzündungen und rheumatischen Beschwerden, auch systemische Faktoren. Hier sind vor allem Erkrankungen wie Diabetes, eine Schilddrüsenunterfunktion oder Nierenleiden zu nennen. Auch ein erhöhtes Risiko in der Schwangerschaft gilt als erwiesen.

Ein Problem ist, dass viele Menschen nicht schon bei den ersten Anzeichen tätig werden und Hilfe in Anspruch nehmen, sondern erst im Spätstadium, wenn die Beschwerden unerträglich geworden sind. Vorhergegangen sind oft lange Phasen mit Sensibilitätsstörungen oder Kribbeln und „Einschlafen“ der Hände. Nicht selten wird erst ein Arzt aufgesucht, wenn die Fingerkuppen im fortgeschrittenen Stadium so unempfindlich geworden sind, dass Betroffene feinere Arbeiten nicht mehr durchführen können. Hier gilt es, bei erste Anzeichen auf eine Karpaltunnelsyndrom möglichst zeitnah zu reagieren.

Anhand des Beschwerdebildes lässt sich die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms in der Regel relativ leicht stellen. Durch bestimmte Tests, bei denen zum Beispiel das Handgelenk stark gebeugt oder überstreckt wird, können die Beschwerden provoziert werden und die Beweglichkeit von Daumen, Zeige- und Ringfinger liefern weitere Hinweise zur Diagnosstellung. Auch das Auftreten der sogenannten Hoffmann-Tinel-Zeichen beim Abklopfen entlang des Nervenverlaufs ist ein relativ sicheres Anzeichen des Karpaltunnelsyndroms. Um das Ausmaß der Schäden am Medianusnerv festzustellen, bleibt allerdings eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit unerlässlich. Darüber hinaus kommen bildgebende Verfahren wie Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen zum Einsatz, um gegebenfalls vorliegende anatomische Ursachen des Karpaltunnelsyndroms zu bestimmen.

Wird frühzeitig reagiert, reicht eine vorübergehende Schonung des Handgelenks oft aus, um ein Abklingen der Beschwerden zu erreichen. Bei Bedarf kann zur Ruhigstelung auch eine Handgelenkschiene eingesetzt werden. Durch den Einsatz von Kortison soll bei massiven Kompressionen des Medianusnervs ein Abschwellen des Gewebes erreicht werden. Mit sogenannten Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) kann bei schweren Formen gegen die Schmerzen und Entzündungen angegangen werden.

Nicht selten wird den Betroffenen auch eine operative Öffnung des Karpaltunnels empfohlen, bei der eine chirurgische Trennung der Faszien des Karpaltunnels erfolgt. Obwohl die verschiedenen Varianten des Eingriff mittlerweile zu den Routine-Operationen zählen und bei den meisten Betroffenen das Problem langfristig beheben, helfen sie nicht allen Patienten und es ist ratsam, vor einem operativen Eingriff eine manuellen Behandlung im gesamten Verlauf des Nervs zu probieren.

Neben den manuellen Therapien wie beispielsweise Osteopathie oder Rolfing werden in der Naturheilkunde auch verschiedene alternative Methoden zur Linderung der Beschwerden eines Karpaltunnelsyndroms eingesetzt. Beispielsweise lassen sich akute Schmerzen oft mit einer Kältebehandlung lindern. Hierfür können zerkleinerte Eiswürfel in einen Plastibeutel gepackt und mit einem Stofftuch umwickelt werden oder es werden fertige Kryopackungen aus der Apotheke verwendet. Des weiteren können Wickel zum Beispiel auf Basis von Heilerde eingesetzt werden, die auch eine Linderung vorliegender Entzündungen bewirken sollen. Auch Akupunktur mit Nadeln oder mit dem Laser ist sehr hilfreich.

Um langfristig das Risiko erneuter Beschwerden zu vermeiden, ist insbesondere bei Personen, die beruflich ihre Handgelenke stark belasten, eine Ergotherapie durchaus empfehlenswert. So lernen die Betroffenen, Fehl- und Überlastungen zu vermeiden. (tf, fp)

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Das Fachportal für Naturheilkunde und Gesundheit