Fieber bei Kindern: Was hilft? Und wann muss das Kind zum Arzt? - ÖKO-TEST

2022-09-17 14:01:57 By : Mr. Alex Cai

Autor: Redaktion | Kategorie: Kinder und Familie | 12.10.2021

Fieber ist in der Kindheit ein regelmäßig wiederkehrender Begleiter. Gefährlich ist die erhöhte Körpertemperatur meist nicht. Ab welcher Temperatur spricht man überhaupt von Fieber? Was hilft, wenn das Kind Fieber hat? Und wann sollten Sie zum Arzt?

Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Krankheitssymptom, das bei Kindern besonders oft auftritt. Im Schnitt leiden Kindergartenkinder bis zu siebenmal im Jahr an einer fieberhaften Infektion. Und die gestiegene Temperatur ist das Zeichen, dass sich der Körper gegen Krankheitserreger zur Wehr setzt. Das Fieber lässt das Immunsystem sozusagen auf Hochtouren laufen.

Maßstab für die Temperatur ist der im Po gemessenen Werte. Gewöhnlich ist die Temperatur nachmittags am höchsten. Kurzfristig kann sie durch körperliche Anstrengung oder starke Hitze sogar bis auf 39 Grad Celsius hochschnellen, obwohl das Kind vollkommen gesund ist.

Doch schon bei Temperaturen um die 38,5 Grad leistet der Körper Schwerstarbeit. Der Puls erhöht sich, das Kind atmet schneller und flacher. Anfangs ist der kleine Patient oft blass, fröstelt und hat kalte Füße – ein Zeichen, dass das Fieber steigt. Später bekommt er ein rotes Gesicht, wird heiß und schwitzt. In dieser akut fiebrigen Phase sind die Kinder schlapp, haben keinen Appetit und klagen häufig über Kopfweh. 

Besonders wirksam ist die heilende Hitze gegen Viren, deren Vermehrung bei Temperaturen über 38,5 Grad Celsius deutlich gesenkt wird. Da Kinder gegen eine Vielzahl von Viren noch nicht immun sind, schaltet ihr Körper diesen eingebauten Abwehrmechanismus besonders häufig ein. Das ist auch der Grund, weshalb Fieber nicht automatisch immer gleich bekämpft werden muss. 

Kinderärzte sind der Ansicht, dass Eltern im Einzelfall abwägen sollten, ob sie ihrem Sprössling fiebersenkende Zäpfchen oder Säfte geben. Das hängt auch davon ab, wie Kinder auf Fieber reagieren: Manche sind schon bei leicht erhöhter Temperatur schlapp und wollen nur noch schlafen, die anderen sind auch bei annähernd 39 Grad noch lebhaft. 

Allgemein lautet die kinderärztliche Empfehlung: Solange das Kind trotz erhöhter Temperatur munter ist, normal isst und trinkt, braucht es nicht unbedingt Hilfe in Form von Hausmitteln oder Medikamenten. Anders, wenn es sich schlecht fühlt, Muskel- und Gliederschmerzen hat und offensichtlich leidet: Dann ist es sinnvoll, das Fieber zu senken. 

Auch das Alter des Sprösslings spielt eine Rolle. Bei älteren Kindern sagt die Höhe des Fiebers nicht unbedingt etwas über die Schwere der Erkrankung aus. So heilt eine von hohem Fieber begleitete Infektion oft schneller, weil die Erreger mit voller Kraft bekämpft werden. Fieber soll deshalb nicht immer und nicht sofort mit Zäpfchen, Säften oder Wadenwickeln unterdrückt werden.

Besser ist es, den Selbstheilungsprozess zu unterstützen, indem man dafür sorgt, dass der kindliche Organismus weitgehend entlastet wird. Dann kann er all seine Energie zur Bekämpfung der Krankheit einsetzen. Dagegen ist bei fiebernden Säuglingen und auch Kleinkindern größere Vorsicht geraten. Sie können den Eltern noch nicht sagen, was ihnen sonst noch fehlt, haben auch weniger Reserven, und schwere Krankheiten verlaufen bei ihnen in der Regel deutlich rasanter. Bei 38,5 Grad Fieber sollte man einen Säugling deshalb sofort zum Arzt bringen. 

Das Fieber kann eine ganz normale Erkältung begleiten oder einen lästigen, aber harmlosen Magen-Darm-Infekt. Hohes Fieber tritt aber auch bei schweren Krankheiten wie einer Harnwegsinfektion, Lungen- oder Hirnhautentzündung auf.

Dabei liefert der Verlauf der Fieberkurve wichtige Hinweise auf die Art der Infektion. Hohes, kontinuierliches Fieber über 39 Grad Celsius, das über mehrere Tage anhält, tritt zum Beispiel bei bakteriellen Infektionen auf. Als periodisch bezeichnen Ärzte dagegen einen Fieberverlauf, bei dem sich über mehrere Tage hohes und niedriges Fieber abwechseln. Dieses Muster kann auf eine Virusinfektion hindeuten. Deshalb ist es für den Kinderarzt wichtig zu wissen, wie sich das Fieber entwickelt. Die Eltern sollten regelmäßig die Temperatur messen und aufschreiben.

Am genauesten ist die Fiebermessung im Po. Kleine Kinder unter drei Jahren legt man am besten auf den Rücken und drückt die Oberschenkel nach oben, bevor man das eingefettete Thermometer zwei bis vier Zentimeter tief in den After schiebt. Ältere Kinder liegen bei der rektalen Messung meistens lieber auf der Seite oder dem Bauch. Nach dem Messen muss das Thermometer gründlich ereinigt werden, um das Übertragen von Krankheitserregern zu verhindern. 

Mit Digitalthermometern darf man auch unter der Zunge messen, muss zum Ergebnis aber 0,5 Grad dazu zählen. Für Kleinkinder ist diese Methode allerdings nicht geeignet, denn der Mund muss während der Messung geschlossen sein und die Zunge ruhig gehalten werden. Außerdem sollten die kleinen Patienten mehrere Minuten vor der Messung nichts essen und trinken, weil das sonst die Ergebnisse verfälscht. 

Am ungenauesten ist die Messung in der Achselhöhle, wo die gemessene Temperatur etwa ein Grad niedriger als im Po ist. 

Ausdehnungsthermometer: Der analoge Klassiker, das früher übliche Quecksilberthermometer, ist wegen der Giftigkeit des Schwermetalls inzwischen EU-weit verboten. Zwar gibt es noch andere Ausdehnungsthermometer, die mit Alkohol oder einer Gallium-Indium-Zinn-Mischung funktionieren. Sie sind aber nicht so exakt lesbar, und die Messung dauert relativ lange. 

Digitale Kontaktthermometer: Weitaus gebräuchlicher sind digitale Kontaktthermometer, die die Temperatur über einen Sensor messen, der temperaturbedingt seinen elektrischen Widerstand ändert. Sie liefern schnelle und genaue Messergebnisse. Am besten ein Gerät mit biegsamer Messspitze verwenden. Das macht Messungen im Po und unterm Arm angenehmer. 

Infrarotthermometer: Vermehrt kommen Thermometer auf den Markt, die die Körpertemperatur über einen Infrarotstrahl messen – übers Ohr am Trommelfell oder an der Stirn. Sie sind zwar deutlich teurer als digitale Kontaktthermometer, aber bei Eltern beliebt, weil das Messen damit extrem schnell geht. 

Wenn schnelle Hilfe nötig ist, darf es ruhig mal ein Fiebermittel sein. Für kleine Kinder sind Zäpfchen am besten geeignet, weil sie da nichts schlucken müssen. 

Die meisten enthalten die leicht schmerz- und fiebersenkende Substanz Paracetamol, deren Wirksamkeit und Verträglichkeit gut belegt ist. Allerdings müssen die angegebenen Dosierungen unbedingt eingehalten werden, da Paracetamol andernfalls die Leber schädigen kann. Für Babys unter sechs Monaten gibt es Zäpfchen mit 75 Milligramm (mg) Paracetamol, für Kinder bis etwa zwei Jahre sind es 125 mg des Wirkstoffs. Die 250-Milligramm-Zäpfchen sind für Kinder ab 13 Kilogramm vorgesehen.

Der Wirkstoff Ibuprofen gilt ebenfalls als sicher und ähnelt in seiner Wirkung dem Paracetamol. Allerdings gibt es Ibuprofen für Kinder eher als Saft, und der Wirkstoff eignet sich in der Regel erst ab einem Alter von sechs Monaten. 

Auf keinen Fall sollte man einem fiebernden Kind ohne Rücksprache mit einem Arzt einfach so Acetylsalicylsäure (ASS, zum Beispiel in Aspirin) geben, da dieser Wirkstoff das Reye-Syndrom auslösen kann – eine sehr seltene, aber oft tödliche Leber-Hirn-Erkrankung.

Ein geeignetes Hausmittel zur Fiebersenkung sind Wadenwickel, allerdings nur, wenn das Kind keine kalten Beine hat. Außerdem sollte der kleine Patient älter als sechs Monate sein. Für die Wickel zwei Baumwolltücher in zimmerwarmes Wasser tauchen und leicht auswringen. Beide Beine vom Fußgelenk bis zum Knie einwickeln, anschließend noch mit einem trockenen Tuch umwickeln. Nach 10 bis 20 Minuten neue Wickel machen. 

Die Wickel dürfen nicht zu kalt sein, sonst ziehen sich die Blutgefäße zusammen und geben keine Wärme ab.

Eine Alternative zum Wadenwickel sind Essigsocken. Auch sie sollten Eltern nur anwenden, wenn das Kind warme Füße und Beine hat und das Fieber bei 39 Grad und drüber liegt.

So wird es gemacht: Ein Paar Baumwollsocken mit Wasser tränken, dem zwei Esslöffel Obstessig oder Zitronensaft zugesetzt sind. Dann ausdrücken und anziehen. Darüber kommt ein Paar etwas größere trockene Socken. Möglichst wiederholen. Auch lauwarme oder kühle Bäder sowie das Abtupfen des Kindes mit einem feuchten, lauwarmen Schwamm sind wirksame Hausmittel.

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